FXMO – Felix Moese

Gastkommentar

Drohnensichtungen über dem Airport London-Gatwick

Die Tatsache, dass Hunderttausende vor Ort und Millionen über die Medien erleben mussten, was wenige Drohnen an persönlichem Schaden und an Bedrohung ausrichten können, macht uns Sorge. Die Mehrheit der Copter-Piloten, die Drohnen steuern, hält sich an die bestehende Regulierung. Nun müssen gerade diese fürchten, dass sie durch das Verhalten Einzelner in Misskredit gebracht werden, man Ihnen nicht mehr vertraut oder die ohnehin schon strenge Regulierung weiter verschärft wird.

Die Entwicklung zeigt, die aufkommende Drohnen-Technologie bringt der Gesellschaft eine Vielzahl an Vorteilen: denn Drohnen retten Leben. Feuerwehren und Katastrophendienste nutzen sie für die Einsatzplanung, Landwirte retten Rehkitze, nutzen Drohnen für biologische Schädlingsbekämpfung oder begutachten den Pflanzenwuchs. Energieversorger inspizieren technische Anlagen, Bauunternehmen untersuchen Schäden an Gebäuden oder Brücken. Drohnen transportieren zeitsparend und sicher lebensnotwendige Medikamente, Blutkonserven und sogar Organe oder helfen in der Vermessung bei der Landschaftsplanung. Es entstehen herrliche Luftaufnahmen, die als Foto oder Filmszene niemand mehr missen möchte. Selbst in sportlicher Hinsicht erobern Drohnen eine neue Welt. Inzwischen sind Drohnen längst Teil unseres Lebens geworden und werden dies in Zukunft in vielen weiteren Bereichen sein.

Gleichzeitig bieten sich durch Drohnen aber auch Möglichkeiten der Gefährdung – unabsichtlich, aus Unwissenheit, aber auch vorsätzlich wie offensichtlich am Flughafen Gatwick geschehen. Zwischenfälle mit Drohnen sind auch in Deutschland ein bekanntes Problem. In diesem Jahr sind laut der Deutschen Flugsicherung fast doppelt so viele Vorfälle (bis November 152 Fälle) gemeldet worden als im Vorjahr. Diese Entwicklung spiegelt die wachsende Popularität ziviler Drohnen wider. Schon der gesunde Menschenverstand sollte jedem klar machen, dass der Überflug über einen Flughafen verboten ist. Wem dieser fehlt, kann es nachlesen: es gibt seit April 2017 klare gesetzliche Regeln, wie und wo Drohnen betrieben werden dürfen. Zudem bietet der BVCP eine Vielzahl an Schulungen, in denen sich Copter-Piloten das nötige Wissen aneignen können, damit sie nicht versehentlich oder aus Unkenntnis Regeln verletzen.

Aber erst der Missbrauch von Drohnen macht diese wirklich gefährlich. Schuld hat nicht die Technik, sondern der Steuerer. Dabei können weder Regulierungen noch gute Aufklärungsarbeit vorsätzlich geplante Straftaten verhindern. Heute ist es technisch kein Problem mehr, annähernde Drohnen zu entdecken. Die Firma Dedrone aus Kassel bietet beispielsweise solche Systeme an, mit denen bereits Sportarenen geschützt werden. Das Problem bleibt, wie man die entdeckten und mutmaßlich feindlichen Drohnen dann vom Himmel holen kann. Netze, Greifvögel oder Abschuss: Die bislang diskutierten Möglichkeiten sind nach Expertenmeinung noch nicht zufriedenstellend.

Wer also nun glaubt, das Problem wäre doch einfach zu lösen, indem man die Drohne vom Himmel schießt, irrt. Das ist auch die Meinung des Vize-Präsident der Polizei Sussex, Steve Barry, der das für eine der am wenigsten effektive Option hält. Aus gutem Grund, denn in diesem Falle kann die unkontrolliert abstürzende Drohne erheblichen Schaden anrichten und auch rechtlich ist die Frage der Verantwortung für die Folgen eines Absturzes nicht eindeutig geklärt. Gefährdete Bereiche wie Flughäfen werden auf lange Sicht nicht darum umhin kommen, ihr Sicherheitssystem anzupassen und System zur Erkennung von Drohnen und deren Abwehr einzurichten.

„Bis einschließlich November wurden 152 Fälle gemeldet, bei denen Flugzeuge durch Drohnen behindert wurden, die gefährlich nah an Flughäfen oder auf der Flugstrecke auftauchten.“


Deutsche Flugsicherung

Hintergrund

Seit Mittwochabend sind wiederholt Drohnen über dem englischen Flughafen Gatwick gesehen worden. Gatwick ist Europas siebtgrößter Flughafen und die Nummer zwei in Großbritannien nach London-Heathrow. Die Anzahl der wiederholten Sichtungen, bei denen es sich wohl um speziell konstruierte Drohnen handelte, die immer wieder über das Flughafengelände gesteuert wurden, übertrifft das Ausmaß aller bisher bekannten Vorfälle, die sonst eher von unerfahrenen und über bestehende Gesetze nicht informierten Steuerern verursacht wurden. In Deutschland ist der Betrieb von Drohnen in einem Abstand von weniger als 1,5 Kilometern zu Flugplätzen ohne ausdrückliche Ausnahmegenehmigung untersagt und stellt als gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr sogar eine schwerwiegende Straftat dar.

Die Kollision mit einem Passagierflugzeug kann an Turbine oder Steuerkanzel gefährlichen Schaden anrichten. Die Piloten sind in den flugtechnisch schwierigen Situationen von Landung oder Start nicht in der Lage, einer Drohne auszuweichen. Aus Sicherheitsgründen wurde der Flugbetrieb eingestellt. Hunderttausende von Passagieren konnten Ihre geplanten Flüge nicht pünktlich antreten – mitten in der vorweihnachtlichen Hauptreisezeit. Inzwischen sind zwei Verdächtige vorrübergehend festgenommen und der über Tage durch umherfliegende Drohnen lahmgelegte Londoner Großflughafen Gatwick wieder zum Normalbetrieb zurückgekehrt.

Den bisherigen Ermittlungen der Behörden nach handelte es sich um gezielte Störaktionen – einer „krimineller Nutzung von Drohnen“. Das Motiv ist jedoch noch unklar und gibt Anlass zu Spekulationen. Proteste aus Umweltschutzgründen aber auch Proteste gegen den Brexit wurden nicht ausgeschlossen. Dagegen geht man bisher nicht von einem terroristischen Hintergrund oder einer ausländisch initiierten Aktion aus. Doch ganz gleich, welche Beweggründe dahinter stehen: die Herbeiführung einer Gefährdungslage wie dieser, in der sogar Menschenleben gefährdet werden, ist in jedem Fall zu verurteilen.

Fragen zu Sicherheitsvorkehrungen

Die Airport-Geschäftsführung des Flughafen Gatwick spricht von einer präzise geplanten Aktivität, um den Flughafenbetrieb in der Vorweihnachtszeit lahm zu legen. Über richtige Lösungen müsse nun nachgedacht werden, um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passieren könne. Mit der Vereinigung Cockpit hat der Bundesverband Copter Piloten (BVCP) bereits öfters über Möglichkeiten für einen besseren Schutz der fliegerischen Infrastruktur gesprochen, z.B. bei der Veranstaltung „Pilot-2-Pilot“, einem Spitzentreffen von Piloten bemannter und unbemannter Fluggeräte. Hier gilt es schneller geeignete Technologien auszubauen. Parallel zu der wirtschaftlichen Entwicklung des Einsatzes von Drohnen wird auch die Entwicklung von Technologien nötig, die das Eindringen von Drohnen in sensible Bereiche verhindert.

Maßnahmen wie Geo-Tracking gibt es bereits. Verschiedene Hersteller wie DJI bauen seit wenigen Jahren firmenseitig in der Software Flugbeschränkungen für Ihre Drohnen ein, die wie ein Käfig für definierte Bereiche des Luftraums funktionieren, in dem weder gestartet noch fliegend eingedrungen werden kann. Aber Eigenbauten verfügen nicht über ein sogenanntes „Geo-Fencing“ und Drohnen können umgebaut und das interne System deaktiviert werden.

Eine Kennzeichnungspflicht für Drohnen über 250 Gramm Gewicht mittels feuerfestem Kennzeichnungsschild für Drohnen gibt es schon, doch eine weitreichendere Lösung ist jetzt in Sicht: die geplante Entwicklung einer elektronischen Registrierung von Drohnen und eines UAS Traffic Managements (UTM) auf europäischer Ebene wird voraussichtlich in 2019 umgesetzt werden – parallel zu den von der EASA erarbeiteten europäischen Richtlinien für den Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme. Der BVCP appelliert mit seiner Initiative AERIAL CULTURE für verantwortungsbewusstes Fliegen. Mit Respekt, Verantwortung und Rücksichtnahme. Damit möchten wir auch ein deutliches Zeichen setzen gegen ein verantwortungsloses Verhalten, wie es am Flughafen London-Gatwick gezeigt wurde.

Über den Autor: Christoph Bach ist Vorstand des Bundesverband Copter Piloten (BVCP).

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